Teilgebiete Ungarn
Bereits seit 1991 – zwei Jahre bevor der Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel in Österreich gegründet worden ist – besteht auf ungarischer Seite der Fertö-Hanság Nemzeti Park. Ein grenzenloser Blick auf die atemberaubende Natur unseres Nachbarn und Partners.
Die Zusammenarbeit der beiden Länder hat auf naturschutzfachlicher Ebene eine lange Tradition. Der grenzüberschreitenden Lage des Steppensees trug man schon früh Rechnung, indem man etwa alle zwei Jahre abwechselnd im Burgenland und in Westungarn die sogenannte Neusiedler See - Tagungen abhielt. 1988 gründete man schließlich eine bilaterale Nationalpark-Planungskommission. 1994 feierte man offiziell gemeinsam die Eröffnung des grenzüberschreitenden Nationalparks. Seither werden nicht nur die wichtigsten Entwicklungsschritte aufeinander abgestimmt, sondern arbeiten die beiden Nationalparkverwaltungen in Sarród und Apetlon tagtäglich eng und freundschaftlich zusammen. Auch auf ungarischer Seite wurde der Nationalpark nicht von heute auf morgen geboren, sondern über Jahrzehnte in mehreren Etappen realisiert. Ein kurzer zeitlicher Abriss dazu: - 1977 wurde der ungarische Teil des Neusiedler Sees zum Naturschutzgebiet. - Seit 1979 ist das Gebiet MAB-Biosphärenreservat, seit 1989 RAMSAR-Gebiet. - 1991 erklärte die Ungarische Regierung den südlichen Seeteil – die Wasserfläche vor dem Strandbad Fertörakos/Kroisbach ausgenommen – mit einer Fläche von rund 65 km² zum Nationalpark. - 1994 konnten wesentliche Teilflächen des Hanság vom Staat angekauft und ebenfalls zum Nationalpark erklärt werden. Damit – kleinere Schutzgebiete an der Rabnitz eingerechnet – hat sich die Nationalparkfläche auf ungarischer Seite auf etwa 235 km² vergrößert.
Der Neusiedler See bietet sehr unterschiedliche Lebensbedingungen. Das wird besonders in diesem Teil des Nationalparks deutlich: Das trübe, windbewegte Wasser im See sorgt für andere Voraussetzungen als das klare, stehende Wasser in den Blänken des Schilfgürtels oder das Regenwasser in den seenahen Wiesen.
Ein abwechslungsreiches Gebiet, das viele tierische Bewohner beheimatet. So brüten etwa im Schilf Silber- und Purpurreiher, Löffler aber auch Graugänse. Auch verschiedene Insekten, Fische und Amphibien kommen vor und bilden gleichzeitig eine wichtige Nahrungsgrundlage für Brutvögel und Durchzügler. Im Herbst und Winter dient der südliche Teil des Sees zehntausenden Bläss- und Graugänsen als Schlafplatz.
Für BesucherInnen
Am nördlichen Ortsende von Sarród, erreichbar über Fertöd (oder mit Fahrrad von der Grenze über Nyárliget) liegt das 1993 errichtete Verwaltungsgebäude des Fertö Hanság Nemzeti Park – die sogenannte Silberreiherburg (Kócsagvár).
Von diesem auch architektonisch reizvollen Gebäude führt die Autostraße zur Schleuse des Einserkanals und weiter zum Seevorgelände, wo man etwa vom Dammweg oder von einem Hochstand aus die artenreiche Vogelwelt beobachten kann. Am Ortsanfang von Fertöújlak/Mekszikopuszta befindet sich das 2006 fertiggestellte Ökopädagogik- und Besucherzentrum. Das Gebäude ist eine ehemalige Kaserne, die für Zwecke des Nationalparks umgebaut wurde.
Von den 460 km² des Waasens liegt der überwiegende Teil auf ungarischer Seite. Dieses ehemalige Niedermoor, das sich aus dem verlandeten Teil des östlichen Seebeckens entwickelt hat, erstreckt sich vom Neusiedler See bis zur Donau. Bis ins frühe 20. Jahrhundert waren die Wasserflächen, Sümpfe und Moorwälder für die Menschen der Anrainergemeinden Nahrungs- und Rohstoffquelle: Bei Eis wurde Schilf geschnitten, aus Weidenruten Körbe geflochten, auf den Weiden der Moorinseln Vieh gehalten und auch Fischer und Krebsfänger lebten von der natürlichen Vielfalt des Hanság.
Die Wiesen des Hanság sind heute auch Zufluchtsort für die vom Aussterben bedrohte Großtrappe und den Wiesenotter. In den Waldbereichen kann man noch seltene Vögeln wie Schwarzstorch, Baumfalke, Seeadler und Waldkauz begegnen. Auf den Moorwiesen wachsen unter anderem Sumpfknabenkraut, Prachtnelke oder Lungenenzian.
Die Biotop-Rekonstruktionsflächen bei Bösárkány beherbergen zudem eine Kolonie von Kormoranen. Hier lassen sich aber auch verschiedene Entenarten, Seeschwalben und andere Vögel des Feuchtgebietes gut beobachten.
Für BesucherInnen
Vom Grenzübergang Pamhagen kommend ist es nicht weit in den Südhanság. Zufahrtsmöglichkeiten gibt es auch über Kapuvár. Den Nordhanság kann man unter anderem über den Grenzübergang bei Andau erreichen.
Empfehlenswert sind besonders Wanderungen zu einem der kleinen Seen, die durch den früheren Torfstich entstanden sind. Für die Orientierung im Hanság ist eine gute Wanderkarte unerlässlich.
Im gesamten Fertö-Hanság Nationalpark gilt das Wegegebot: Das Betreten der Wiesen, Wälder, Wasser- und Schilfflächen ist strikt untersagt. Camping und Caravaning ist nur auf öffentlichen Campingplätzen gestattet.
Tipps für individuelle Beobachtungen, Wanderkarten und deutschsprachiges Informationsmaterial erhält man im Nationalparkzentrum in Illmitz oder im Besucherzentrum in Fertöújlak.
Am unregulierten Abschnitt der Rabnitz von Nagygeresd bis Répceszemere trifft man auf unberührte Natur.
Moorwiesen und Auwälder prägen dieses Gebiet - vor allem der "Märzenbecherwald" neben der Siedlung Csáfordjánosfa ist einen Besuch wert. Hier blühen im Vorfrühling unter den 150-200 Jahre alten Stieleichen und Eschen tausende, auch als Märzenbecher bekannte, Frühlingsknotenblumen.
In den Moorwiesen und feuchten Mähwiesen entlang der Rabnitz wachsen Raritäten wie die Prachtnelke und die Sibirische Schwertlilie. Sogar der Wiesenknopf, die Futterpflanze des großen Moorbläulings, ist hier zu finden.
Für BesucherInnen
Mitte März verwandeln die Blüten der Frühlingsknotenblumen den Waldboden in einen weißen Teppich - ein sehenswertes Naturschauspiel!
Die Silberreiherburg und der Schaumeierhof
Information & Anlaufstelle
Am nördlichen Ortsrand von Sarród liegt - etwas versteckt hinter Bäumen - das Verwaltungsgebäude des Fertö-Hanság Nemzeti Parks. Hier, in der sogenannten Silberreiherburg (Kócsagvár), sind aber nicht nur die MitarbeiterInnen des Nationalparks untergebracht. Das mit Schilf gedeckte Gebäude beinhaltet auch eine kleine Herberge. Noch etwas weiter nördlich, in Lászlómajor, wurde ein alter Gutshof zu einem Schaumeierhof umfunktioniert. Hier kannst du alte Haustierrassen wie das Ungarische Graurind oder das Zackelschaf ganz aus der Nähe betrachten. Außerdem erwartet dich auch eine interaktive, mehrsprachige Ausstellung.
Informationsbüro & Besucherzentrum
9435 Sarród-Lászlómajor
tel. +36 30 166 0950
Email: info@fhnp.hu
www.ferto-hansag.hu