Beweidung
Die Viehwirtschaft hat im Seewinkel eine lange Tradition. Sie kommt heute nicht nur seltenen Haustierrassen zugute, sondern bewahrt eine einzigartige, artenreiche Steppenlandschaft.
Historisch betrachtet
Über Jahrhunderte prägte die Viehwirtschaft das Landschaftsbild im Seewinkel. Große Flächen wurden als Hutweiden genutzt, andere Bereiche wurden gemäht, um Winterfutter für die Tiere zu haben. Die so entstandene, wertvolle Steppenlandschaft wird seitens des Nationalparks in Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen Betrieben aus der Region erhalten.
Traditionell erfolgte die Beweidung zwischen Gregori (12. März) und Michaeli (29. September). Während dieser Zeit wurde das Vieh täglich in der Früh ausgetrieben. Neben den dörflichen Herden gab es früher noch die großen Herden der herrschaftlichen Gutshöfe.
Die Feuchtwiesen der Seerandzone – zwischen Seedamm und traditionellen Hutweide- und Ackerflächen – waren für Jahrhunderte das Hauptgebiet für die Heugewinnung. Die tiefer gelegenen Bereiche konnten im Spätsommer meist noch für die Nachbeweidung genutzt werden.
Mit dem Niedergang der Viehwirtschaft in den 1970er Jahren wurden weite Teile der bis dahin meist in Gemeinschaftsbesitz befindlichen Weide- und Wiesenflächen aufgeteilt und fortan als Ackerland oder Weingartenflächen genutzt. Feuchte, salzige – aus rein landwirtschaftlicher Sicht unproduktive – Bereiche blieben sich selbst überlassen. Sie begannen langsam zu verbuschen oder zu verschilfen. Einzig an der Langen Lacke konnte damals durch verschiedene Initiativen die Beweidung aufrechterhalten werden.
Naturschutzarbeit
Ab Mitte der 1980er Jahre, als wertvolle Lebensräume durch deren Nicht-Nutzung verloren zu gehen drohten, wurde mit der Beweidung im Sinne des Naturschutzes begonnen. Begleitet von wissenschaftlichen Langzeitstudien wurden die Hutweiden und Wiesenbereiche seither stetig erweitert. Ausgehend von den Bedürfnissen der vorkommenden Tier- und Pflanzenarten sowie der jährlichen Veränderungen stimmt man seither Mäh- und Beweidungstermine so ab, dass die angestrebten Schutzziele erreicht werden. Die Flächen, die Intensität und der Zeitraum der Beweidung werden jährlich neu festgelegt, um so auf die schwankenden Niederschlagsverhältnisse, die Ausdehnung der Oberflächengewässer, die Brutsaisonverläufe gefährdeter Vogelarten sowie die Standorte gefährdeter Pflanzenarten Rücksicht zu nehmen.
Aktuelle Projekte
- Beweidung seenaher Wiesenflächen südlich von Illmitz und Apetlon sowie im Bereich der Südlichen Seekoppel mit Graurindern und Wasserbüffeln
- Beweidung der Sandflächen (Seedamm) im Bereich Sandeck mit Weißen Eseln
- Beweidung des Seevorgeländes nördlich der Illmitzer Seestraße und im Bereich Hölle bis Podersdorf mit Aberdeen Angus Rindern
- Beweidung im Seevorgelände nördlich der Biologischen Station mit Przewalski-Pferden
- Beweidung traditioneller Hutweideflächen im Bereich Illmitzer Zicksee mit Aberdeen Angus Rinder sowie des Illmitzer Kirchsees mit Fleckvieh-Rinder
- Beweidung traditioneller Hutweideflächen an der Langen Lacke mit Fleckvieh-Rindern
- Beweidung von Wiesenflächen und Bereichen des Seevorgeländes in der Bewahrungszone «Zitzmannsdorfer Wiesen» mit Aberdeen Angus Rindern
Im Besitz des Nationalparks befinden sich nur die Graurinder, Wasserbüffel, Weißen Esel und Przewalski Pferde. Die Beweidung an allen anderen Standorten erfolgt in Kooperation mit privaten Herden in Absprache mit dem Nationalpark.