Sandlebensräume

Am Ostufer des Neusiedler Sees erstreckt sich ein bis zu 2 m hoher und bis zu 25 m breiter Sandwall: der Seedamm. Die sandigen Böden beherbergen ganz besondere Vertreter von Fauna und Flora.

Entstehung

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Seine Entstehung verdankt der zwischen der Ortschaft Weiden und dem Sandeck südwestlich von Illmitz gelegene Seedamm mächtigen Eisstößen, die große Mengen an lockeren Sanden bewegten und diese – entsprechend der Hauptwindrichtung aus Nordwest – am Ostufer des Sees ablagerten.

Archäologische Funde belegen, dass der heutige Damm erst seit rund 2000 Jahre besteht. Ältere derartige Dämme sind zwar noch weiter landeinwärts zu finden, aber durch die landwirtschaftliche Nutzung der Gebiete weitestgehend verschwunden und nicht mehr auszumachen.

Durch die geringen Niederschlagsmengen und die relativ hohen Temperaturen konnte sich am Seedamm über dem Sand eine dünne Bodenschicht entwickeln, auf der Pionierpflanzen wachsen. Die Beweidung sorgt allerdings dafür, dass zumindest kleinflächig immer wieder offene Sandbereiche entstehen.

Lebensraum

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Viele seltene Tier- und Pflanzenarten sind an die Bedingungen solcher Standorte nicht nur angepasst, sondern brauchen diese zum Überleben. Durch Aufforstung und Umwandlung in Weingartenflächen sind diese Sandlebensräume in der Vergangenheit zunehmend verlorengegangen. Gezielte Managementmaßnahmen sorgen nun dafür, die noch vorhandenen Flächen zu erhalten.

Zu den Spezialisten auf Sandböden gehören Arten wie die Blauflügelige Ödlandschrecke. Sie bewohnt die offensten Bereiche und ist mit ihrer graubraun marmorierten Zeichnung dafür perfekt getarnt. Nur beim Auffliegen leuchten ihre Hinterflügel blassblau auf.

Für Österreich einzigartig ist das Vorkommen der Großen Kreiselwespe. Diese Grabwespenart legt in jedes Nest nur ein Ei. Die daraus schlüpfende Larve wird mit Fliegen gefüttert, bis sie ausgewachsen ist.

Die europaweit bedrohte Goldwespe ist wiederum auf die seltene Kreiselwespe angewiesen. Sie legt ihr Ei nämlich in die ausgewachsene, nicht mehr von der Mutter versorgte Larve der Kreiselwespe, welche dann als Futter für die heranwachsende Goldwespenlarve dient.

Mit etwas Glück sieht man am Seedamm auch die Trichter von Ameisenlöwen, die als Fallen für Ameisen dienen. Fallen diese nämlich dort hinein oder rutschen sie an den losen Sandwänden immer wieder ab, warten im Zentrum des Trichters schon die Ameisenlöwen auf ihre Beute. Mitunter bewerfen die kleinen Räuber ihre Opfer auch mit Sand, um ihnen das Entkommen zu erschweren. Der Ameisenlöwe ist übrigens das Larvenstadium der libellenähnlichen, bis zu 4 cm langen Ameisenjungfer.

Auch Maulwurfsgrillen brauchen warme, lockere Böden. Sie stellen einen wichtige Nahrung für den Wiedehopf dar, der entlang des Seedamms brütet.

Pannonische Sandrasen sind als sogenannter prioritärer Lebensraum europaweit besonders geschützt. Die Pflanzen, die auf den sandigen Böden des Seedamms wachsen, haben spezielle Strategien gegen die extreme Hitze und Trockenheit, die großen Temperaturschwankungen und den ständigen Wind entwickelt.

Früh blühende Arten wie der Dreifinger-Steinbrech nutzen etwa die Bodenfeuchte im Frühjahr und weichen so der späteren Trockenheit aus. Auch der Sand-Wegerich und der Sand-Schachtelhalm sind vor Ort zu finden. Und die reifen Samen des Federgrases bilden im Mai und Juni einen silbrigen Teppich.