Erdgeschichte und Böden

Der Seewinkel ist ein Mosaik aus verschiedenen Bodentypen. Salzböden, fruchtbare Schwarzerde und sandige Böden liegen hier eng nebeneinander.

Erdgeschichte

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Entstehung

Wie ist das Neusiedler See - Gebiet, diese Landschaft zwischen Alpen und Puszta, eigentlich entstanden? Vor rund 16 Millionen Jahren bedeckten Ausläufer des Weltmeeres das heutige Wiener Becken und die Kleine Ungarische Tiefebene. Mit dem Rückzug des offenen Meeres nach Osten vor rund 13 Millionen Jahren entstand ein Binnengewässer. Der Salzgehalt im Wasser ging zurück und gewaltige Sedimentmengen wurden abgelagert. Als dieses Binnenmeer weiter Richtung Osten schrumpfte, begann die erste Vegetation im Seewinkel zu sprießen.

Am Ende der letzten Eiszeit vor etwa 13.000 Jahren, begann ausgehend vom Niveau der Parndorfer Platte ein Absenkungsvorgang: In mehreren Phasen entstanden Wannen und Becken, zunächst nur im Bereich des Hanság (Waasen). Spät- bis nacheiszeitliche Zuflüsse und Niederschläge ließen damals erstmals einen See entstehen, der allerdings immer wieder austrocknete und sich dann wieder mit Regenwasser füllte.

Bodenarten

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Salzböden

Die Geschichte der Landbildung im heutigen Seewinkel weist schon darauf hin, dass die Böden in der östlichsten und tiefstgelegenen Region Österreichs nicht mit jenen in Flusstälern oder im Alpenvorland vergleichbar sind und sie erklärt auch, dass im Seewinkel Österreichs größtes Salzgebiet mit einer Gesamtfläche von rund 25 km² liegt. Für die Entstehung von Salzböden bestehen zudem optimale Bedingungen: Hohe Jahresmitteltemperaturen (10 bis 11°C) und geringe Niederschlagsmengen (unter 600 mm pro Jahr) sorgen gemeinsam mit häufigen Winden und langer Sonnenscheindauer für eine starke Verdunstung. Diese ermöglicht den kapillaren Aufstieg des salzhaltigen Grundwassers.

Im Gebiet vorherrschend ist das als Soda bekannte Natriumkarbonat. Kochsalz (Natriumchlorid), Glaubersalz (Natriumsulfat) sowie Bittersalz (Magnesiumsulfat) kommen im Seewinkel hingegen nur in geringen Mengen vor. Dort, wo der salzführende Bodenhorizont nicht durch Schotter und Sandauflagen verdeckt ist, entsteht der sogenannte Solontschakboden (russisch: sol = Salz, kirgisisch: tschaki = Ausblühung). In diesem sandigen, leichten und profil- nicht aber strukturlosen Boden wandert während sommerlicher Trockenperioden das Salz mit dem aufsteigenden Wasser nach oben, wo es nach der Verdunstung als weiße Salzausblühung zurückbleibt. Durch diese «Auswaschung nach oben» haben die obersten Bodenschichten die höchste Salzkonzentration, auf denen sich auch keine Humusschicht entwickeln kann.

An solchen Standorten überleben nur Pflanzen, die entsprechende Anpassungsstrategien entwickelt haben. Einige Salzpflanzen bilden etwa dicke Blätter als Speicherorgane aus und nehmen mit dem Salz auch große Mengen Wasser zur Verdünnung auf. Andere Pflanzen lagern das aufgenommene Salz in ihren Blättern ab und werfen diese dann einfach ab. Wieder andere Pflanzen können das Salz – ähnlich wie wir Menschen Giftstoffe – über spezielle Drüsen- oder Blasenhaare regelrecht ausschwitzen.

Beim zweiten Salzbodentyp des Gebiets, dem Solonetz, liegt der salzführende Horizont in etwa 35 bis 70 cm Tiefe. Dieser ist von einer tonigen, salzarmen Schicht bedeckt, auf der sich Humus bilden kann. Bei Trockenheit treten in dieser Tonschicht tiefe Risse auf, sie zerfällt mitunter sogar in vieleckige Säulchen. Umgekehrt quillt sie bei guter Durchfeuchtung stark auf und wird wasserundurchlässig. Ein senkrechter Salztransport findet dann nicht statt. Ein Solonetzboden zeigt daher keine Salzausblühungen an der Oberfläche.

Landschaftstypen

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Abwechslungsreich

Fünf Landschaften gehören zum Naturraum Neusiedler See:

  • Im Westen begrenzt das bis 440 m hohe Leithagebirge auf einer Länge von etwa 30 km das Gebiet.

  • Im Norden liegt – etwa 40 m über dem Seebecken – die 200 km² große Schotterterrasse der Parndorfer Platte.

  • Im Südosten – größtenteils auf ungarischem Staatsgebiet – dehnt sich der Hanság auf etwa 460 km² aus.

  • Im Osten – zwischen Parndorfer Platte und Einserkanal – erstreckt sich die Tiefebene des Seewinkels auf circa 450 km².

  • An der tiefsten Stelle der Kleinen Ungarischen Tiefebene liegt schließlich der Neusiedler See in einer abflusslosen Wanne auf rund 113 m (Seeboden). Er ist heute etwa 320 km² groß.

Vegetation

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Vom Wald zur Steppe

Vor der Besiedlung durch neolithische Kulturen prägten Eichenwälder das Landschaftsbild des Seewinkels. Extrem trockene oder salzhaltige Stellen wiesen schon damals geringen oder gar keinen Gehölzbewuchs auf. Große Pflanzenfresser hielten vermutlich die meisten Bereiche waldfrei und wurden später gewissermaßen durch Herden von Haustieren «ersetzt».

Die Landschaft des Seewinkels wurde über Jahrhunderte hinweg durch menschliche Einflussnahme gestaltet. Auf die Rodungen folgten Weidewirtschaft und Heumahd, in späterer Folge noch Entwässerungsmaßnahmen. In vielen Orten gab es sogar noch nach dem Zweiten Weltkrieg große, gemeinschaftliche Weideflächen. Diese Form der Viehhaltung hatte eine lange Tradition: das Nutz- und Jungvieh eines Dorfes (Zugochsen, Kühe, Pferde, Schweine, Schafe, Gänse) wurde jeden Morgen zwischen Gregori (12. März) und Michaeli (29. September) von Hirten auf die dorfnahen Weideflächen und abends wieder in die Stallungen der Besitzer getrieben.